Ursprünglich ein beliebter Vorname
Frankreich mit einer Phrygischen Mütze / 1790 / Carnavalet-Museum Paris
"Marie Anne" oder "Marianne" ist der am häufigsten getragene Vorname für weibliche Bedienstete im Frankreich des 18. Jahrhunderts. Ein Vorname, der für die Aristokraten mit den Armen assoziiert wird, mit Frauen, mit denen man nicht spricht, wenn man nicht gerade Befehle erteilt. Als die Französische Revolution das Geburtsrecht ablehnte, das es Adligen ermöglichte, allein durch die Tatsache, geboren zu sein, Privilegien zu genießen, und schließlich die Republik und damit die Gleichberechtigung durchsetzte, waren die Aristokraten schockiert, dass sie von denjenigen, die ihnen seit Jahrhunderten unterlegen waren, als gleichwertig angesehen wurden, und nannten die Republik schließlich nach denjenigen, die ihnen gedient hatten, als etwas Armes, Altmodisches und nannten sie "la gueuse" oder auch... Marianne.
Die Idee wird von den Republikanern aufgegriffen, die es positiv sehen, dass dieser populäre Vorname ein Regime symbolisiert, das aus dem Willen des Volkes hervorgegangen ist. Aus "Marie Anne" wird Marianne, um weniger mit den Vornamen der Jungfrau und der Großmutter Christi in Verbindung gebracht zu werden, und Marianne wird sogar zu einem Codewort der Republikaner, die zur Zeit des Kaiserreichs oder der Restauration der Monarchien für die Rückkehr der Republik kämpfen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Marianne der Vorname einer Frau des Volkes ist. Sie ist die gemeinsame Idee von Monarchisten und Republikanern.
Wenn Marianne und die Freiheit schließlich verschmelzen...
Die phrygische Mütze als Symbol der Revolutionäre im Jahr 1792. Gravur aus der Zeit.
Als1792 in Frankreich die Republik gegründet wurde, brauchte man ein Symbol, um sie zu repräsentieren. Man entschied sich für die Liberté. Ihre Darstellung ist von griechischen und römischen Darstellungen inspiriert. Sie wird auf verschiedene Arten dargestellt: mit einem Vorschlaghammer, um das Böse zu zerschmettern, auch mit einem Zepter, aber am häufigsten wird sie mit der phrygischen Mütze auf dem Kopf dargestellt. Diese Mütze ist das Symbol der befreiten Sklaven im Römischen Reich. Die phrygische Mütze tragen die Revolutionäre, um ihr Engagement für die Republik deutlich zu machen. Sie ist rot und man sieht sie auf vielen Köpfen in Paris. Nach und nach verschmilzt die Liberté mit der Republik, bekommt eine phrygische Mütze aufgesetzt und wird zu "Marianne" .
Sie kommt immer mit der Republik zurück.
Marianne, die Victor Hugo von dem Bildhauer Jacques Paul LECREUX geschenkt wurde / Rundbüste auf quadratischem Sockel, die die Republik darstellt. Diese Marianne trägt eine Schärpe, die ihren Oberkörper von der rechten Schulter bis zur Brust versperrt. Die Schärpe ist rhythmisch mit drei Eichenkränzen verziert, von denen der erste 1789, der zweite 1848 und der dritte 1870 trägt. Hauteville House Guernsey.
Mit dem endgültigen Sturz der Julimonarchie und der Gründung der Zweiten Republik im Jahr 1848 kehrte Marianne mit Macht zurück, auch wenn ihr Aussehen Gegenstand zahlreicher Debatten war. Einige wollen sie als Kämpferin mit offenem Haar und einer phrygischen Mütze auf dem Kopf darstellen, andere bevorzugen eine ruhigere, arbeitende Frau mit zusammengebundenem Haar und bedeckten Brüsten... Im Grunde möchte jeder seine Vorstellung von der Republik sehen. Das zurückgekehrte Kaiserreich wird die Diskussionen beenden.
Während des 2. Kaiserreichs verschwand sie, kehrte aber 1871 endgültig zurück.
Marianne und damit die Republik als Symbol kommt nicht in Frage, wenn man ein Kaiserreich ist. Mit der Einführung des Zweiten Kaiserreichs und der Machtübernahme durch Napoleon III. verschwand Marianne wieder, auch wenn ihr Name zu einem Codewort der Republikaner wurde, um bei ihren Treffen von der Republik zu sprechen. Sie kehrte 1871 mit dem Sturz Napoleons III. und der Gründung der Dritten Republik zurück. In dieser Zeit setzte sie sich endgültig bei den Franzosen durch, die sie zu einem ihrer Lieblingssymbole machten.
Victor Hugo, ein überzeugter Republikaner, dargestellt mit Marianne, "der er geholfen hat zu wachsen", da er gegen Napoleon III. kämpfte, der ihn ins Exil schickte, und bei der Gründung der Dritten Republik im Jahr 1871 anwesend war. Radierung von Adolphe Léon Willette Radierung aus dem Jahr 1899.
Sie hielt 1877 Einzug in alle Rathäuser und ihre Büste oder ihre Anwesenheit sind seitdem immer Pflicht. Sie erschien sehr schnell auf Münzen, insbesondere auf dem Franc und später auf den französischen Euros. Dasselbe gilt für Briefmarken, auf denen sie seit 1871 abgebildet ist. Seit 1999 ist sie auf allen offiziellen Dokumenten der Ministerien zusammen mit den drei Farben und dem Motto "Liberté, égalité, fraternité" (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) abgebildet.
Mehrere Looks im Laufe der Zeit
Bewaffnet im Jahr 1792, oben ohne im Jahr 1848, brav und gut frisiert im Jahr 1871 - Marianne ändert ihr Aussehen je nach den politischen Farben der Republik. Sei die Macht konservativ und sie ist brav, sei sie progressiver und sie gewinnt wieder an Farbe. Apropos Farbe: Um die Abschaffung der Sklaverei zu fordern, stellten die Freimaurer in Toulouse die Marianne 1848 als befreite schwarze Sklavin dar. Eine Version, die viele Abenteuer erlebte, beschädigt, vergraben und sogar vergessen wurde, bevor sie im 20. Jahrhundert wiederentdeckt wurde.
Freiheit für Frankreich ... Die Freiheiten für die Franzosen (FD/120) / Anglo-Amerikanisches Informationsbüro , Herausgeber Im Jahr 1944 / Museum der Befreiung von Paris - - .
Viele Künstler haben Marianne dargestellt.
1899 schuf Jules Dadou den "Triumph der Republik" , den man auf der Place de la Nation in Paris sehen kann. Ebenfalls in Paris wurde 1883 das "Denkmal der Republik" von Leopold und François-Charles Morice fertiggestellt. Marianne ist 9 Meter hoch, steht auf einem 15 Meter hohen Sockel und wird von den Allegorien der Freiheit, der Gleichheit und der Brüderlichkeit begleitet. Dies ist oft der Ort, an dem die Franzosen eine Demonstration beenden. Hier trafen sie sich auch zum Zeitpunkt der Anschläge auf Charlie Hebdo.
Auch französische Frauen wurden ausgewählt, um Marianne zu repräsentieren. Brigitte Bardot im Jahr 1970, Mireille Mathieu 1978, Laetitia Casta im Jahr 2000.
Marianne, die Verkörperung der Republik, ist ein Erbe, eine Frau, die für die Freiheit kämpft, eine Frau, die sich für Gleichheit und Demokratie einsetzt und die auch die Kinder der Republik schützt. Diese Frau sind wir alle. Marianne, das ist das französische Volk.
Die Marianne auf dem Place de la République in Paris, die von den Brüdern MORICE 1883 geschaffen wurde/ Foto von Mathias Reding auf Unsplash
